Das ganze Leben ein Rätsel?!

Bei fast allen Völkern und Kulturen findet man bereits in den ältesten Überlieferungen eine Rätseldichtung. Sie dienten der Unterhaltung oder regten zu philosophischen oder religiösen Diskussionen an. Einige waren lösbar, andere hatten bewusst keine Lösung vorgesehen, sondern wollten das Gespräch über ein bestimmtes Thema in Gang setzen: „Denk mal drüber nach!“
In Denksportaufgaben wird unser logisches Können gefordert, Textaufgaben in der Schule lassen uns manches Mal verzweifeln, weil wir nicht wissen, was wir ausrechnen sollen, wonach denn gefragt wird, und im Fernsehen fragen wir uns hier und da: „Wer weiß denn so was!“

Lewis Carroll, der Autor von „Alice im Wunderland“ hatte ursprünglich nicht nur einen anderen Namen, sondern auch einen anderen Beruf. In seinen Briefen beschreibt er es selbst einmal so: „Reverend Charles Lutwidge Dodgson, Mathematik-Dozent, Linkshänder, Stotterer, Menschenfeind und Lewis Carroll, Unsinndichter und Kinderfreund.“
Und wie schon viele Dichter vor ihm hatte auch Lewis Carroll eine Vorliebe für Rätsel. Seine Figuren stellen Rätselaufgaben, die keine Lösung wollen oder antworten auf Fragen von Alice in Rätseln. Das Rätsel, dessen Lösung der Märzhase und der verrückte Hutmacher im „Wunderland“ nicht kennen, wird von Alice gelöst. Das ist aber auch für sie ein Schritt weiter auf dem Weg aus dem Land der Kindheit, in die man nur durch die „Lösung“ zurückfinden kann.

Es führt dich meilenweit von dannen
Und bleibt doch stets an seinem Ort.
Es hat nicht Flügel auszuspannen
Und trägt dich durch die Lüfte fort.
Es ist die allerschnellste Fähre,
Die jemals einen Wanderer trug,
Und durch das größte aller Meere,
Trägt es dich durch Gedankenflug;
Ihm ist ein Augenblick genug!

Turandot
Schiller reimte dieses Lob auf die Fantasie. In seiner Geschichte der Prinzessin Turandot werden Rätsel sogar zu Waffen. Mit ihnen schafft sich die Prinzessin unliebsame Bewerber vom Hals. Die Rätsel nicht lösen zu können, bedeutete den Tod.

Ödipus
Auch König Ödipus im antiken Griechenland kämpft um sein Leben, als die Sphinx ihm das Rätsel der Rätsel stellt:

Es ist am Morgen vierfüßig, am Mittag zweifüßig, am Abend dreifüßig. Von allen Geschöpfen wechselt es allein die Zahl seiner Füße. Aber eben wenn es die meisten Füße bewegt, sind Kraft und Schnelligkeit seiner Glieder am geringsten.

???

Diese Antwort rettete ihm das Leben: „Du meinst den Menschen, der am Morgen seines Lebens, solange er ein Kind ist, auf zwei Füßen und zwei Händen kriecht. Ist er stark geworden, geht er am Mittag seines Lebens auf zwei Füßen, am Lebensabend als Greis, bedarf er der Stütze und nimmt den Stab als dritten Fuß zur Hilfe.“

Ratet mal
Und nun, völlig ungefährlich, einige Rätsel zum Mitraten:

Es war eine Mutter, die hatte vier Kinder. Das erste war unersättlich und hat fortwährend gegessen. Das zweite war wendig und mit den Händen kaum zu packen. Das dritte lag den ganzen Tag regungslos da und das vierte Kind war unsichtbar.

Im Winter halt ich dich schön warm,
Im Frühling nimmst du mich auf´n Arm.
Im Sommer willst du von mir nichts wissen,
Im Herbst wirst du mich anzieh´n müssen.

Es hängt an der Wand und gibt jedem die Hand.

Es hängt an der Wand, macht tick tack und wenn es runterfällt, ist die Uhr kaputt.

Und hier der Rätsel Lösung:
Die vier Kinder heißen: Feuer, Wasser Erde und Luft.
Im Winter wärmt die warme Jacke.
Das Handtuch ist für alle da.
Genau genommen handelt es sich hier um eine Wanduhr!

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