10 Dinge, die Sie über ALICE wissen sollten

Die neue Premiere des Ballett Dortmund steht vor der Tür. Mauro Bigonzettis vielumjubeltes choreografisches Meisterwerk „Alice“ ist in Dortmund zu erleben.

Wussten Sie,…

… dass der Vater von Alice, der englische Schriftsteller Lewis Carroll, ein Vordenker von Sigmund Freud war? Bereits in jungen Jahren notierte er: „Wenn wir träumen, uns dessen oft auch vage bewusst sind und versuchen aufzuwachen – sagen und tun wir dann nicht Dinge, die im wachen Leben als verrückt gelten müssten? Der Traum hat seine eigene Welt, die oft genauso lebensecht ist die wie andere.“

… dass Lewis Carroll eigentlich Charles Lutwidge Dodgson hieß? Er war Mathematiker und Diakon der anglikanischen Kirche. Durch eine Kinderkrankheit zeitlebens schwerhörig und neigte zum Stottern. Bereits als Elfjähriger verfasste er eine Oper für ein Marionettentheater und erfand, fasziniert von dem neuen technischen Fortbewegungsmittel, ein „Eisenbahnspiel“. Später wandte der scheue Zeitgenosse sich als Hobby der gerade entwickelten Fotografie zu und führte ein zurückgezogenes Leben.

… dass Alice auf einem Boot das Licht der Welt erblickte? Während eines Bootsausflugs, im Juni 1862 mit den drei kleinen Schwestern eines Freundes, ersann er eine merkwürdige Geschichte: Einem Mädchen erscheint ein weißes sprechendes Kaninchen. Es folgt ihm in die Welt hinter den Spiegeln. Dort erwartet sie das Reich der Herzkönigin, in dem merkwürdige Wesen leben: Eine Raupe raucht Wasserpfeife, ein verrückter Hutmacher, bei dem immer „Teatime“ ist, eine Grinsekatze, die skurrilen Zwillinge Zwiddeldum und Zwiddeldei und Menschen, die wie Spielkarten aussehen. Immerzu ertönt der markerschütternde Ruf der Herzkönigin: „Kopf ab!“ Und der ganze Hofstaat erzittert…

… dass der Autor sich lange Zeit nicht entschließen konnte, sein Werk zu veröffentlichen? Als er, von Geburt an sehr schüchtern und scheu, es schließlich widerstrebend auf Drängen von Freunden und Bekannten tat, war es über Nacht ein sensationeller Erfolg, jenem von Tolkiens „Herr der Ringe“, Michael Endes „Unendlicher Geschichte“ oder „Harry Potter“ vergleichbar.

… dass das Buch schon bei seinem Erscheinen prominente Fans hatte? Der junge Oscar Wilde war ebenso Fan der fantastischen Abenteuer eines kleinen Mädchens in Absurdistan wie die britische Königin Victoria.

… dass der Starchoreograph Mauro Bigonzetti, langjähriger Leiter des renommierten „Atterballetto“, dem Dortmunder Publikum kein Unbekannter ist? Seine Kreationen „Hommage à Bach“ und „Cantata“ sorgten für Begeisterungsstürme im Dortmunder Opernhaus.

… dass er die Geschichte von „Alice im Wunderland“ lange nur durch die Verfilmung von Walt Disney kannte. Bei der ersten Begegnung mit der literarischen Vorlage sprang der Funken über. Gemeinsam mit der Stuttgarter „Gauthier Dance“ realisierte er seinen aberwitzigen Tanz-Traum von einer Welt, in der – im wahrsten Sinne des Wortes – die Welt auf dem Kopf steht.

… dass Bigonzetti an der Romanvorlage vor allem gefällt, dass „alles diesen Geschichten möglich ist. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Das beflügelt auch meine Fantasie. Wenn man die Bücher durchgelesen hat, hat man das Gefühl, mindestens zehn verschiedene Bücher gelesen zu haben. Es gibt zwar Verbindungen und Zusammenhänge zwischen den einzelnen Kapiteln, aber auch ebenso viele Brüche und Sprünge: Die einzelnen Episoden reihen sich nicht streng logisch aneinander, man muss nicht die eine gelesen haben, um die nächste zu verstehen – und das gibt mir die Freiheit, mit den Situationen zu spielen, zwischen ihnen hin- und herzu springen. Ich fühle mich mehr wie ein Zeichner als ein Choreograf – und meine Choreografie ist eine Illustration!“

… dass Mauro Bigonzetti neben dem Fantastischen vor allem der Hintersinn der Story, das Beunruhigende und Gefährliche einer Welt, in der die Gesetzmäßigkeiten der Realität keine Gültigkeit mehr haben, interessiert? Alice ist kein verniedlichtes Mädchen im Disney-Wunderland, sondern wandelt auf dem schmalen Grat zwischen Realität und Traum. Es muss sich mit den fremden und unverständlichen Regeln des Traumreiches erst vertraut machen, mit den ständigen Veränderungen seiner Körpergröße – dem Erwachsenwerden – klarkommen. „So ist das Leben“, meint Bigonzetti. „Nichts ist sicher – weder in uns drin noch um uns herum. Aber in diesem Punkt können wir von Alice lernen: Sie bleibt unverzagt, offen, neugierig.“

… dass er für die Musik zu dieser fulminanten Kreation mit der italienischen Musiker-Gruppe ASSURD zusammenarbeitete, die bereits für seine Kreation „Cantata“ den „Soundtrack“ lieferte. „Ich mag Kontraste in meiner Arbeit. Das ist einer der Gründe, warum ich mich für volkstümliche Musik entschieden habe. Man kann sich kaum einen größeren Kontrast zwischen der angelsächsischen Geschichte von der kleinen Alice und der ursprünglichen Musik aus dem Süden Italiens vorstellen.“

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