Countdown: Nur noch 10 Tage bis zur Premiere von Nixon in China!

Hi, ich bin Fabius, 18 Jahre alt und mache seit August 2022 mein Freiwilliges Soziales Jahr an der Oper Dortmund. Hauptsächlich bin ich in der Musiktheatervermittlung und der Dramaturgie tätig, doch auch Regieassistenzen in der Jungen Oper Dortmund gehören zu meinen Aufgaben. Hier gibt es ein kleines Video von mir.

Seit Anfang des Jahres begleite ich die Neuproduktion Nixon in China als Regiehospitant. Hierbei unterstütze ich den Regieassistenten sowie das Regieteam und lerne dadurch deren Berufe näher kennen.

In den folgenden Tagen werde ich euch mit meinem kleinen Probentagebuch durch die Endproben begleiten und euch dabei spannende Eindrücke davon geben, wie es vor und hinter dem Vorhang aussieht.

Tag 1: Klavierhauptprobe                                                                         16.02.2023

© Fabius Tietje

Eine der wichtigsten Proben und der Startschuss für die Endprobenphase ist die Klavierhauptprobe. Innerhalb des Theaterbetriebes kürzt man diese mit KHP ab. Wie der Name bereits suggeriert, handelt es sich hierbei um eine Durchlaufprobe, bei der das gesamte Stück im Ablauf gespielt wird, allerdings noch vom Klavier und nicht vom Orchester begleitet. Bei der KHP stehen die Darsteller*innen das erste Mal im originalen Kostüm auf der Bühne, der Zuschauerraum wird abgedunkelt und die Lichtstimmungen ausgetestet. Dies führt logischerweise oftmals noch zu Unterbrechungen aufgrund von Koordinierungsabsprachen mit beispielsweise der Kostümabteilung. Zudem werden zum Beispiel auch Special Effects mit Blut das erste Mal geprobt.

Ich selbst habe bei der Klavierhauptprobe als Spielleiter fungiert. Das heißt, ich habe hinter der Bühne darauf geachtet, dass szenische Einsätze funktionieren und offene Fragen von der Bühnentechnik und der Requisite geklärt werden. Besonders wichtig ist bei der Abendspielleitung auch die enge Zusammenarbeit mit der Inspizienz. Diese ist dafür zuständig, dass die Bühnen-, Licht- und Tontechnik zur richtigen Zeit ihre jeweiligen Fahrten machen. Sprich, dass zum Beispiel im richtigen Moment das Bühnenbild hochfährt.

Nach 5 Stunden war die Probe vorbei und wir haben es trotz zahlreicher Unterbrechungen geschafft, einmal das ganze Stück durchzuspielen. Am Ende wird die reine Spieldauer dann etwa 2 Stunden und 30 Minuten betragen.

Bis morgen!

© Fabius Tietje

Tag 2: Bühnenorchesterprobe und Probebühne                                                 17.02.2023

Am Morgen nach der langen Klavierhauptprobe ging es gleich weiter mit der Bühnenorchesterprobe, kurz BO. Das Orchester sitzt das erste Mal im Orchestergraben bei dieser Produktion, wodurch nun insbesondere die musikalische Arbeit in den Vordergrund rückt. Wichtig ist dabei vor allem die Abstimmung zwischen Bühnengeschehen und Musikalischer Leitung. Die Sänger*innen müssen neben dem, was sie spielen, auch zu jeder Zeit die Möglichkeit haben auf den oder die Dirigent*in zu schauen. Da es viele Unterbrechungen und Wiederholungen gab, war es meine Aufgabe, so schnell wie möglich zu koordinieren, sodass alle zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort ihren Auftritt vollziehen.

Abends waren wir dann noch auf unserer Probebühne, die sich etwas außerhalb der Innenstadt befindet, da im Opernhaus eine Vorstellung lief. Auf der Probebühne ist es verständlicherweise etwas anders als auf der großen Bühne, sodass man sich Vieles dazu denken muss. Die technischen Bühnenprozesse sind hierbei weniger relevant, es geht vielmehr darum, in kleinerer Runde die Feinheiten des Regiekonzeptes zu erarbeiten. Allerdings haben wir in Dortmund etwas Seltenes, nämlich eine Drehscheibe auf der Probebühne, die genau so groß ist wie die Drehscheibe im Opernhaus. Inhaltlich haben wir bei dieser Abendprobe mit nur wenigen Solist*innen verschiedene Einzelszenen wiederholt.

Bis morgen!

Tag 3: Szenische Chorprobe                                                                                 18.02.2023

Opernchor Theater Dortmund © Julian Baumann

Ja, auch am Samstag wird bei uns geprobt, in diesem Fall eine szenische Probe mit dem Chor. Mit über 50 Sänger*innen ist der Chor unser größtes Kollektiv bei dieser Produktion. In unserer Inszenierung steht hierbei nicht nur der Opernchor Theater Dortmund auf der Bühne, sondern es kommt ebenfalls ein Projekt-Extrachor zum Einsatz. Mit mehreren Leuten gleichzeitig zu arbeiten ist immer eine besondere Herausforderung, allerdings hat ein großer Chor auf der Bühne auch eine bedeutende Wirkung.

Eine Woche vor der Premiere werden in der Regel keine neuen Szenen geprobt, sondern das bereits Entwickelte wird nur noch leicht korrigiert und wiederholt. Doch heute wurde eine bereits geprobte Szene tatsächlich nochmal neu inszeniert. Nach dem Gesamtdurchlauf und den Eindrücken der KHP hat sich unser Regieteam entgegen der ursprünglichen Konzeption für diese tiefgreifendere Änderung entschlossen, damit sich diese Szene besser erzählt.

Meine Aufgabe war es heute einen fehlenden Darsteller zu spielen, damit die anderen Sänger*innen weiterhin einen Spielpartner als Orientierung haben, mit dem sie interagieren können.

Bis morgen!

Tag 4: Ruhetag                                                                                            19.02.2023

Nach der Samstagsprobe ist der Sonntag nun spielfreier Ruhetag. Am Montag geht es dann in die letzte Woche.

Bis morgen!

Tag 5: Technische Einrichtung und Beleuchtung                                   20.02.2023

Zum Wochenstart wurden sowohl die Technik als auch die Beleuchtung eingerichtet. Das heißt alle Szenen werden durchgegangen, um auszutesten wie zum Beispiel die Drehscheibe dreht oder wie die Bühne hoch- und runterfährt. Die Opernhausbühne besteht nämlich aus sechs Podien, die bis zu drei Meter nach oben und nach unten gefahren werden können.

Die Beleuchtung ist für jede Produktion essenziell, da man mit dem Licht die Darsteller*innen in wichtigen Momenten in den Fokus rückt. Darüber hinaus kann man mit der Beleuchtung eine Szene nochmal viel intensiver und wirksamer machen. Um sicherzustellen, dass die Sänger*innen in jeder Szene gut beleuchtet sind, gibt es in solchen Proben Beleuchtungsstatist*innen, die sich auf der Bühne an die Positionen hinstellen, wo am Ende die Darsteller*innen stehen. Wichtig ist bei diesen Proben erneut die Abstimmung mit der Inspizienz. Diese muss am Ende genau wissen, wann eine bestimmte Lichtstimmung freigegeben wird. Für jede Veränderung in der Lichtstimmung trägt sich die Insipizienz einen sogenannten „Cue“ im Klavierauszug ein.

Meine Aufgabe war es heute die Positionierung der Statist*innen bei noch nicht final geleuchteten bzw. neu inszenierten Opernszenen zu koordinieren.

Bis morgen!

Tag 6: Bühnenorchesterprobe 3 und 4                                                                                 21.02.2023

Senior*innentanztheater ©Theater Dortmund

Heute fanden die Bühnenorchesterproben 3 und 4 statt. Da Nixon in China vor allem musikalisch sehr komplex ist, gibt es insgesamt fünf Bühnenorchesterproben. Dennoch können auch bei diesen Proben szenische Abläufe durchgenommen werden, weshalb „BOs“ vor allem in der Woche vor der Premiere eine besondere Bedeutung zukommt.

Darüber hinaus war ich vor der BO 4 im Ballettsaal und habe dem Warm-up des Senior*innentanztheaters und des Juniorballetts zugeschaut. Obwohl Nixon in China eine Oper ist, machen in unserer Produktion nämlich auch diese beiden Tanzkollektive mit. Dadurch gibt es immer viel Bewegung auf der Bühne, was die Vorstellung am Ende nochmal spannender macht.

Wie ihr nun also wahrscheinlich schon gemerkt habt, sind es mit Chor, Senior*innentanztheater, Juniorballett, Statist*innen und Solist*innen sehr viele Menschen auf der Bühne. Das verspricht ein ganz besonderes Erlebnis!

Bis morgen!

Tag 7: Öffentliche Probe                                                                                       22.02.2023

© Fabius Tietje

Heute war die öffentliche Probe. Das bedeutet, dass erstmalig externe Zuschauer*innen einen Einblick in unsere Produktion gewinnen konnten. Dies ist immer ein spannender Moment, in dem man merkt, wie das Publikum auf das Stück reagiert. Die Zuschauer*innen hatten die Möglichkeit, den ganzen 1. Akt im Ablauf zu sehen, allerdings noch nicht in der finalen Kostümierung. Die Probe ging im Anschluss dann für uns intern noch weiter.

Nach der Klavierhauptprobe wurden bei unserer öffentlichen Probe ebenso zum zweiten Mal die Übertitel ausgetestet. Vor allem bei unbekannteren Opern in einer Fremdsprache wie Nixon in China sind Übertitel sehr wichtig, um der Handlung folgen zu können. Die Schriftzüge auf der Tafel über der Bühne werden von Übertitler*innen live gefahren. Dabei lesen diese in einem Klavierauszug mit und klicken zur neuen Textstelle – ein wichtiger Job, der gute Notenkenntnisse erfordert.

Bis morgen!

Tag 8: Orchesterhauptprobe                                                                                 23.02.2023

Jemima Rose Dean, Opernchor Theater Dortmund © Thomas M. Jauk

Heute war die vorletzte Probe, die Orchesterhauptprobe, auch OHP genannt. Wie ihr mittlerweile vielleicht gemerkt habt, sind Abkürzungen im Theaterbetrieb sehr beliebt.

In der OHP gab es nun erneut einen szenischen Gesamtdurchlauf in vollständiger Kostümierung sowie mit Beleuchtung – im Gegensatz zur Klavierhauptprobe nun mit Orchesterbegleitung. Darüber hinaus wurde tatsächlich auch nur ein einziges Mal unterbrochen. Ich saß heute neben dem Regisseur und habe dessen Kritikpunkte mitgeschrieben, die er dann nach der Probe allen Beteiligten mitteilen konnte. Dazu zählen szenische Korrekturen, aber auch technische Fehler, die bis zur Generalprobe noch verbessert werden müssen.

Die Nervosität, aber auch die Vorfreude steigen nun immer weiter, denn die Premiere rückt näher. Dazwischen liegt jetzt nur noch die Generalprobe.

Bis dahin!

Tag 9: Generalprobe                                                                                  24.02.2023

Irina Simmes (Pat Nixon), Opernchor Theater Dortmund © Anke Sundermeier

Die Generalprobe ist geschafft und damit eine fast achtwöchige Probenphase beendet. Für das Regieteam ist nach der Generalprobe der Job erfüllt. Jetzt kommt der große Moment der Darsteller*innen, aber auch von allen Theatermitarbeiter*innen hinter der Bühne. In der Premiere und den weiteren Vorstellungen können alle Beteiligten das Erprobte in der Livesituation dem Publikum vermitteln.

Eine besondere Sache nach der Generalprobe ist das Proben der Applausordnung. Denn auch so etwas muss bei so vielen Beteiligten koordiniert werden. Die spezifische Applausordnung wird traditionell erst bei den letzten zwei Proben entwickelt.

Jetzt kann die Premiere kommen und ich würde mich freuen, einige von euch am Sonntag zu sehen!

Bis morgen!

Tag 10: Ruhetag                                                                                          25.02.2023

Heute ist Ruhetag. Insbesondere im Musiktheater ist es üblich, dass zwischen der Generalprobe und der Premiere ein Tag Pause ist. Vor allem für die Sänger*innen ist das sehr wichtig, damit man nach der Endprobenwoche noch einmal durchatmen kann.

Bis zur Premiere!

Tag 11: Premiere                                                                                         26.02.2023

Irina Simmes (Pat Nixon), Jemima Rose Dean, NRW Juniorballett, Opernchor Theater Dortmund © Anke Sundermeier

Heute war die lang ersehnte Premiere. Davor laufen alle Beteiligten durch die Gänge des Theaters und wünschen sich gegenseitig „Toi, toi, toi“. Interne Premierengeschenke wie Karten und kleine Süßigkeiten werden hierbei ebenso verteilt.

Ich durfte im Zuschauerraum sitzen und mir das Spektakel aus dem Saal ansehen. Nach dem letzten Ton gab es tosenden Applaus und Standing Ovations. Am Ende wurde der Erfolg mit allen Mitwirkenden und Zuschauer*innen bis tief in die Nacht auf der Premierenfeier zelebriert.

Ich hoffe, ich konnte euch in den letzten Tagen einen tieferen Eindruck in die Probenarbeit von Nixon in China geben. Eine solche Produktion zeigt zweifellos den Zauber, den das Theater in seiner vollen Bandbreite schaffen kann. Ich freue mich, wenn ich den ein oder anderen von einem Besuch bei uns überzeugen konnte.

Euer Fabius

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