Spielerische Tiefen – Marc L. Vogler im Komponistenportrait

Marc L. Vogler, seit Beginn der Spielzeit 2024/25 Composer in Residence der Jungen Oper Dortmund, stellte sich am 9. November 2024 nach der Vorstellung seiner Oper Marie-Antoinette oder Kuchen für alle! im Dortmunder Opernfoyer den Fragen von Chefdramaturg Daniel C. Schindler. Dabei sprach er unter anderem über seinen Werdegang, seine Arbeitsweise und auch seine Haltung zur Kunst.

Erste kompositorische Schritte machte er bereits als Kind und auch später als Teenager: „Ich habe Musik immer als Spiel begriffen, das Freude machen muss. Der nächste Schritt nach dem Klavierunterricht war, dass ich mir als Teenager mit Barpiano-Spielen etwas dazuverdienen wollte – in Autohäusern, Blumencentern, Partyzelten usw. Dabei entwickelte ich ein Hobby, das Parallelen zu Marie-Antoinette aufweist: Ich habe viel mit Musikstilen experimentiert und mit Leitmotiven gearbeitet. Zum Beispiel habe ich Personen, die mir auffielen, musikalische Themen zugeordnet. Kam etwa eine Dame mit einer Leopardentasche herein, spielte ich „Pink Panther“. Beim Barpiano lautete der Auftrag: Es ist egal, was Sie spielen, Hauptsache Sie spielen drei Stunden ohne Pause. Dabei lernt man, Übergänge beispielsweise zwischen Jazz, Klassik und anderen Stilen zu schaffen – ein sehr spielerischer Weg zur Komposition!“

Jeder Künstler hat seine eigene Arbeitsweise – doch welcher Typus ist Marc L. Vogler? Er selbst beschreibt es so: „Die besten Ideen kommen mir bei der Arbeit. Ich darf nicht warten, bis mich die Muse küsst, sondern muss mich hinsetzen und schreiben. Manchmal schreibe ich nur für den Papierkorb, aber manchmal entsteht eben auch etwas Wertvolles.“ Vogler pflichtet außerdem Picasso bei, der einmal sagte: „Schlechte Künstler kopieren, gute Künstler stehlen.“ Seine Arbeitsweise vergleicht er – wenn er es denn muss – mit jener von amerikanischen Pop-Art-Künstler*innen wie Andy Warhol, deren Werk oft durch die Verbindung von Zugänglichkeit, künstlerischer Tiefe und popkulturellen Zitaten geprägt war. Gerade das schätzt Vogler besonders: „Ich mag Kunst, die an ihr Publikum denkt und zugänglich ist, ebenso Musik, die Tiefe hat, aber nicht damit prahlt oder sie ausstellt.“

Das Komponistenportrait wurde durch musikalische Beiträge von Studierenden der Hochschule für Musik und Tanz Köln bereichert, die weitere Werke Voglers auf der Foyerbühne des Opernhauses aufführten.

3 Types of Silence aus: The 12 Types of Silence für Violoncello Solo (2023)
von Marc L. Vogler
I. The Cold Silence
II. The Forgiving Silence
III. The Seductive Silence
Simon Wangen (Violoncello)

nature morte für Sopran und Klavier
nach dem gleichnamigen Gedicht von Jan Wagner
von Marc L. Vogler
Elena Plaza (Sopran), Han-Lin Yun (Klavier)

Nach Marie-Antoinette oder Kuchen für alle! widmet sich Marc L. Vogler der Komposition von Who Cares?, dem neuen Stück für We DO Opera! – Die Dortmunder Bürger*innenOper, das am 22. Juni Premiere feiert. In der kommenden Spielzeit folgt mit Klangstreich eine A-cappella-Oper für Kinder ab 4 Jahren.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Hochschule für Musik und Tanz Köln

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