„Für manche ist die Maske ein Verwöhnprogramm, für andere eher nicht“

„Für manche ist die Maske ein Verwöhnprogramm, für andere eher nicht“

Im Gespräch mit der Maskenbildnerin Alicia Liedtke

Die Maskenbildnerin Alicia Liedtke (29) ist seit dem erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung am Theater Dortmund fest als staatlich geprüfte Maskenbildnerin ebendort beschäftigt. Im Gespräch mit Houssie Shirin berichtet sie von ihrem Ausbildungsweg und ihrem Berufsalltag.

Stimmt es, dass eine Friseurausbildung Voraussetzung für die Ausbildung zur Maskenbildnerin ist?

Für die meisten Theater ist eine abgeschlossene Friseurausbildung Voraussetzung. Das hängt hauptsächlich damit zusammen, dass die Maskenbildnerausbildung sehr umfangreich ist – neben dem Schminken, dem Modellieren von Charaktermasken und der Perückenherstellung ist die Arbeit an Frisuren und dem Haar im Allgemeinen eine zentrale Tätigkeit. Da sind die handwerklichen Fähigkeiten, die man während einer Friseurausbildung erlernt, natürlich ein großer Vorteil. Aus diesem Grund nimmt unsere Chefmaskenbildnerin Frau Monika Knauer auch nur BewerberInnen an, die bereits Friseurinnen oder Friseure sind. Da ich früh wusste, dass ich Maskenbildnerin werden will, habe ich zunächst probiert, mich ohne eine abgeschlossene Friseurausbildung zu bewerben, was aber nicht funktioniert hat. Während meiner Ausbildung zur Friseurin habe ich mich dann sehr bemüht, um als Jahrgangsbeste möglichst gute Voraussetzungen für eine Annahme meiner Bewerbung am Theater zu haben.

Wie läuft die Maskenbildnerausbildung dann ab?

Grundsätzlich handelt es sich um eine duale Ausbildung mit einem Praxisteil am Theater und mehrwöchigen Schulblöcken. Ich persönlich habe die Berufsschule in Hamburg besucht und hatte dort zwei siebenwöchige Schulblöcke pro Ausbildungsjahr. Es gibt bundesweit insgesamt nur drei Maskenbildner Schulen – an jeder von ihnen wird etwas anders mit der Taktung der Schulblöcke verfahren. Generell ist örtliche Flexibilität eine wichtige Voraussetzung, da es eher unwahrscheinlich ist, eine Ausbildungs- oder später Arbeitsstelle in seinem Wohnort zu bekommen.

Ist es tatsächlich so schwer an einen Ausbildungsplatz zu kommen?

Ja. Das ist wie ein Sechser im Lotto, weil die Stellen rar gesät sind. Vor der Ausbildung steht zunächst eine Einladung zum Probearbeiten, bei dem man sich beweisen muss. Im Theater Dortmund läuft das so ab, dass die Bewerber eine Frisur an einer Perücke erstellen müssen. Zudem spielt natürlich auch das persönliche Vorstellungsgespräch eine wichtige Rolle. Nach Rücksprache mit dem Kollegium entscheidet die Chefmaskenbildnerin auf welche/n BewerberIn die Wahl dann letztlich fällt. Ich persönlich hatte wirklich großes Glück, dass ich sofort im Anschluss an meine Friseurausbildung die Ausbildung zur Maskenbildnerin beginnen konnte. Mittlerweile ist es meine dritte Spielzeit als Ausgelernte.

Schneidest du als Maskenbildnerin eigentlich auch Haare?

Wie eben bereits kurz erwähnt, ist Haare schneiden ein zentraler Bestandteil des Berufs. Beim Musical West Side Story wird beispielsweise viel mit Eigenhaar gearbeitet. Da kommt es dann schon vor, dass wir die Frisuren der DarstellerInnen für das Stück optimieren müssen. Bei West Side Story ist vieles im Stil der 50er Jahre gehalten, sodass bei den männlichen Darstellern häufig die Seiten anrasiert werden müssen. Es kann auch vorkommen, dass die DarstellerInnen Strähnchen bekommen oder wir die Haare komplett färben. La prise de ces médicaments avec achat levitra avec dapoxetine pourrait faire chuter dangereusement votre pression artérielle et provoquer un collapsus circulatoire.

Wie viele MaskenbildnerInnen arbeiten am Theater Dortmund?

Insgesamt sind wir hier in Dortmund eine große Maske: Wir haben 13 MitarbeiterInnen an der Oper, fünf im Schauspiel und zwei im Kinder- und Jugendtheater

Wie läuft die Koordination mit der Ausstattung und anderen Abteilungen im Haus ab?

Die Ausstatter kommen ans Theater zur Maskenbesprechung, wo sie das Stückkonzept präsentieren. Hierfür bringen sie oft Figurinen oder Bilder mit. Zusammen wird dann entschieden, ob Perücken benötigt werden oder das Eigenhaar genutzt werden kann. Auch arbeiten wir oft mit anderen Abteilungen zusammen, wie zum Beispiel der Schneiderei oder Putzmacherei.

Inwieweit hat man eigenen Handlungsspielraum?

Als Maskenbildner können wir natürlich auch Vorschläge machen, aber grundlegend setzen wir die Ideen des Ausstatters um, was den Kopf und die Haare betrifft. Wir arbeiten im engen Austausch mit den Ausstattern zusammen und sehen, dass wir die Anforderungen erfüllen. Zusätzlich muss auch darauf geachtet werden, dass die Darsteller ungehindert performen können. Bei Tänzern beispielsweise ist es sehr wichtig, dass sie tanzen können, ohne zum Beispiel in ihrer Sicht behindert zu werden.

Wie ist es beim Make-up? Hat man da einen größeren Eigenspielraum oder gibt es ein gewisses Standardrepertoire?

Es kommt immer auf das jeweilige Stück an. Beim Barbier von Sevilla beispielsweise ist das Make-up nicht standardmäßig, sondern deutlich stärker und plakativer als das übliche „Schönschminken“. Wir hatten aber auch schon Stücke, für die kaum geschminkt wurde. Generell kann man sagen, dass bei Opernschminke stark aufgetragen wird. Beim Schminken gibt es einen kleinen Trick: Es heißt, wenn ich jemanden schminke und mich vor den Spiegel stelle und die Augen ein bisschen zukneife, muss das Make-up trotzdem noch deutlich sichtbar sein. Man darf ruhig mutig beim Auftragen von Farben sein. Das Licht muss ebenfalls mitberücksichtigt werden. In den Proben zum Barbier von Sevilla hat sich bei der Darstellerin der Rosina herausgestellt, dass ihr Make-up sehr gelb aussah – vermutlich wegen des sehr warmen Lichts. Ich musste also einen anderen Make-up-Ton verwenden, um dem Licht entgegen zu arbeiten. So etwas stellt sich erst in den Proben heraus. Wir von der Maske betreuen zwei Hauptproben und die Generalprobe und dann natürlich sämtliche Vorstellungen, bis die Produktion abgespielt ist.

links Rosina (Aytaj Shikhalizada) mit dem Make-Up von Alicia Liedtke, rechts Graf Almaviva (Sunnyboy Dladala)

Wie sieht dein Berufsalltag aus?

Unter der Woche haben wir Werkstattdienst. Während dieser Zeit frisieren wir beispielsweise Perücken auf und bereiten uns auf die Stücke vor. Momentan befinden wir uns in der Vorbereitung zur West Side Story. Im Werkstattdienst wird alles soweit vorbereitet, dass die Vorstellungen reibungslos ablaufen. Der Werkstattdienst ist ein ganz normaler acht-Stunden-Dienst. Am Wochenende arbeiten wir dann während der Vorstellungen. Die Dienste am Wochenende sehen so aus, dass wir von unserer Chefin entweder dem Damen- oder Herrensolo oder dem Chor zugeteilt werden. Der Herrenchor befindet sich in der ersten Etage, der Damenchor in der dritten. Teilweise haben wir auch Umzüge an der Bühne, um die wir uns kümmern müssen. Beim Barbier von Sevilla bin ich der Solomaske zugeteilt. Hier schminke ich insgesamt vier Darsteller pro Abend.

Wie lange braucht ihr pro Person?

Das kommt immer auf den Aufwand an, aber im Schnitt dauert es ca. 15 bis 20 Minuten. In den Pausen wird korrigiert und nachgeschminkt, falls die Darsteller viel schwitzen. Wir bleiben immer bis zum Ende der Vorstellung dabei, um die Perücken abschließend abzunehmen und sachgemäß zu verstauen. Die Herstellung einer Perücke dauert durchschnittlich 40 Stunden, deswegen ist uns MaskenbildnerInnen sehr wichtig, dass sie möglichst lange unbeschadet bleiben, da wir die Perücken auch für spätere Stücke wieder verwenden.

Welche Fähigkeiten sollte man für den Beruf mitbringen?

Man sollte auf jeden Fall ein Auge und ein Gespür für Schönheit und Ästhetik haben. Darüber hinaus ist Kreativität ein wichtiges Attribut. Da man sehr eng mit den Darstellern zusammenarbeitet, ist es zudem wichtig, Fingerspitzengefühl im Umgang mit Menschen mitzubringen und generell umsichtig in der Interaktion zu sein. Ich würde von mir behaupten, dass ich ganz gut einschätzen kann, wie ich mit den jeweiligen Charakteren und Stimmungen angemessen umgehen kann  ̶ ob jemand Lust hat zu reden oder nicht, ob jemand nervös ist oder ob man mal einen Witz macht. Für manche ist die Maske ein Verwöhnprogramm, für andere eher nicht. Es ist immer wichtig, diplomatisch zu sein und zu versuchen, auch in schwierigen Situationen den goldenen Mittelweg zu finden. Letztlich möchte jeder Mitarbeiter am Theater, dass ein gutes Endresultat erzielt wird, mit dem alle zufrieden sind und der Zuschauer einen schönen Abend bei der Vorstellung erlebt.

Alicia Liedtkes Make Up und Haarkreationen sind aktuell in der West Side Story  und im Barbier von Sevilla zu bewundern.

Termine West Side Story

https://www.theaterdo.de/detail/event/musical/

Termine Der Barbier von Sevilla

https://www.theaterdo.de/detail/event/il-barbiere-di-siviglia-der-barbier-von-sevilla/

Titelbild West Side Story & Szenenfoto Barbier von Sevilla: Anke Sundermeier

Foto Alicia Liedtke: privat

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