7 Dinge über „RENT“, die Sie (vielleicht) noch nicht wussten …

7 Dinge über „RENT“, die Sie (vielleicht) noch nicht wussten …

Am Samstag, den 30. September, erlebt das Musical RENT von Jonathan Larson seine Dortmunder Erstaufführung und bringt damit echtes Broadway-Feeling auf die Bühne des Opernhauses. Hier findet ihr 7 Hintergründe zum Stück, die ihr (vielleicht) noch nicht wusstet.

1. Eine Oper als Vorlage

Plakat zu Puccinis La Bohème, 1896.

Die Geschichte von Jonathan Larsons Erfolgsmusical RENT findet ihren Ursprung kurioserweise in einem Opernbesuch des amerikanischen Dramatikers Billy Aronson. Dieser sah sich eines Abends eine Vorstellung von Giacomo Puccinis italienischem Opern-Klassiker La Bohème an – ein Meisterwerk über eine Gruppe mittelloser, hungernder Künstler im Paris des 19. Jahrhunderts, die ihre eigenen Werke verbrennen müssen, um sich zu wärmen und obendrein mit den Auswirkungen einer um sich greifenden Tuberkulose-Epidemie zu kämpfen haben. Nach seinem Opernbesuch kam Aronson der Gedanke, La Bohème in ein Musical zu verwandeln, das im New York der damaligen Zeit spielen und dabei die hochaktuellen Themen jener Zeit, wie Obdachlosigkeit und AIDS, thematisieren sollte. „Ich erinnere mich, wie ich nach Hause ging … und den Kontrast zwischen der üppigen Welt der Oper und der Welt, in der ich lebte, bemerkte“, äußerte Aronson noch Jahre später über diesen denkwürdigen Moment, der die Initialzündung zu RENT liefern sollte. Und tatsächlich spiegeln sich zahlreiche Handlungselemente von La Bohème in RENT wider, darunter die Beziehung zwischen den beiden mit dem HI-Virus infizierten Figuren Roger und Mimi (bei Puccini zwischen Rodolfo und der an Tuberkulose erkrankten Mimì). Kleiner Tipp: Puccinis La Bohème steht vom 2. September 2023 bis zum 6. Januar 2024 auf dem Spielplan der Oper Dortmund (am 15.10. und 10.12. sogar am selben Tag im Doppel zusammen mit RENT).

2. Geheimer Co-Autor

Der Dramatiker Billy Aronson (*1957).

Jonathan Larson war ein wahres Multitalent, das nicht nur die Musik, sondern auch das Buch und die Lyrics zu RENT beisteuerte, weshalb das Stück bis heute untrennbar mit seinem Namen verbunden ist. Nur Wenigen dürfte hingegen die Tatsache bekannt sein, dass Billy Aronson für drei der beliebtesten Songs von RENT die ersten Texte lieferte: Um Hilfe für sein La Bohème-Projekt zu gewinnen, brachte man ihn mit dem Komponisten Larson zusammen. Allzu unterschiedliche Sichtweisen auf das gemeinsame Projekt führten jedoch dazu, dass sich das Duo Aronson-Larson rasch wieder trennte. Derweil sich Aronson anderen Projekten zuwandte, verfolgte Larson weiterhin die Realisierung von RENT. Bevor sich die Wege der beiden trennten, verfasste Aronson jedoch die ersten Texte zu „Santa Fe“, „I Should Tell You“ und den Titelsong „Rent“. Aronson schrieb später auf seiner Website, dass er Larson irgendwann vor der Off-Broadway-Premiere gefragt habe, was von seiner Vorarbeit an den drei Songs im fertigen Musical noch übriggeblieben sei. Hierauf erhielt er von Larson zur Antwort: „Der Text zu ‚Rent‘ stammt im Wesentlichen von dir, der Text für ‚Santa Fe‘ stammt im Wesentlichen von mir und der Text für ‚I Should Tell You‘ ist jeweils zur Hälfte von uns beiden.“

3. Vom Leben inspiriert

Image-Bild einer Selbsthilfegruppe.

Larson ließ sich beim Verfassen seines Musicals von der harten Lebensrealität der New Yorker HIV-Infizierten inspirieren. Während seiner Arbeit an RENT nahm er regelmäßig an den Treffen einer Selbsthilfegruppe teil, die 1991 für AIDS-Kranke gegründet worden war. Die Diskussionen, die Larson dort beobachtete, veranlassten ihn dazu, die Nummern „Life Support“ und „Will I?“ zu schreiben.

4. Ein Casting mit Hindernissen

Der Rock-Musiker Adam Pascal (*1970) bei einem Konzert.

Um eine Rolle in RENT zu ergattern, musste der Sänger Adam Pascal zunächst eine schlechte Gesangsgewohnheit ablegen. Obwohl er zuvor noch nie in einem Musical mitgewirkt hatte, nahm Pascal an einer Audition in Larsons Musical-Workshop teil. Zuvor hatte er jahrelang in einer Rock-Band als Leadsänger mitgewirkt – doch was bei einem Rockkonzert gut funktioniert, muss nicht immer auch für eine Off-Broadway-Bühne genügen: Während des Vorsprechens wurde Pascal gebeten, die zärtliche Liebesballade „Your Eyes“ zu singen, und obwohl der Sänger jede Note beherrschte, gab es ein großes Problem: Er konnte die Augen nicht offenhalten. „Als Rocksänger war ich es gewohnt, die Augen zu schließen, wenn ich Emotionen verspürte“, schrieb Pascal rückblickend über jene Audition. Pascal behob diesen „Makel“ schließlich und bekam in RENT hierdurch eine Zusage für die Hauptrolle des Rockmusikers Roger Davis.

5. Posthumer Erfolg

RENT gewann gleich mehrere Tony Awards.

Am 24. Januar 1996 fand die letzte Generalprobe von RENT im New York Theatre Workshop, einem Off-Broadway-Veranstaltungsort, statt. Allem Anschein nach verlief der Durchlauf gut, und anschließend setzte sich Larson zu einem Interview mit dem New-York-Times-Kritiker Anthony Tommasini zusammen. Daraufhin begab sich der Komponist in seine Wohnung in Greenwich Village, wo er am nächsten Tag tot aufgefunden wurde. Er war im Alter von 35 Jahren an einem tödlichen Aortenaneurysma verstorben. Hierdurch erlebte er den immensen Erfolg von RENT nicht mehr: Insgesamt gewann Larsons Leidenschaftsprojekt vier Tony Awards, darunter den begehrten Preis für das „Beste Musical“ sowie den Pulitzer-Preis als „Bestes Drama“. Von 1996 bis 2008 lief RENT ununterbrochen am Broadway, brachte es dort auf insgesamt 5.123 Vorstellungen und spielte rund 240 Millionen US-Dollar ein.

6. Im Gedenken an Larson

Jonathan Larson (*1960 – †1996)

Noch am selben Tag, an dem Larson tot in seiner New Yorker Wohnung aufgefunden worden war, sollte abends die allererste Preview-Aufführung (Vorpremiere) von RENT stattfinden. Schweren Herzens beschlossen die Produktionsmitglieder, in seinem Gedenken die Bühne zu betreten. Die Türen waren hierbei für die breite Öffentlichkeit geschlossen, denn jeder verfügbare Sitzplatz war für Freunde oder Angehörige Larsons reserviert. Gemeinsam beschloss das Ensemble, auf jegliche Choreografien zu verzichten – stattdessen würden sich alle vor dem Publikum hinsetzen und das Stück vollständig durchsingen. Doch im Laufe der Nacht wurden die Mitwirkenden immer energiegeladener. „Als wir bei ‚La Vie Boheme‘ ankamen, konnten wir uns nicht mehr zurückhalten“, sagte Wilson Jermaine Heredia, der Angel spielte, später über diese denkwürdige Aufführung. Den Rest des Abends tanzte der gesamte Cast und erfüllte damit Larsons Vision eines – trotz seiner ernsthaften Thematik – fulminanten Musicalabends mit positiver Botschaft für das Publikum.

7. Regiestuhl zu vergeben

DVD-Cover der RENT-Verfilmung von 2005.

Martin Scorsese wurde als möglicher Regisseur für die Kino-Verfilmung von 2005 in Betracht gezogen. Seller, der den Film mitproduzierte, sagte gegenüber der Washington Post: „Scorsese bewunderte das Stück, wusste aber nicht, was er damit anfangen sollte.“ Am Ende war es Chris Columbus, Regisseur von Blockbustern wie Harry Potter und der Stein der Weisen und Percy Jackson – Diebe im Olymp, der den Regiestuhl bei RENT übernahm.

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