7 Dinge über „La Bohème“, die Sie (vielleicht) noch nicht wussten

7 Dinge über „La Bohème“, die Sie (vielleicht) noch nicht wussten

Ab dem 02.09.2023 steht Giacomo Puccinis Opernklassiker La Bohème in einer Neuinszenierung von Regisseur Gil Mehmert auf dem Spielplan der Dortmunder Oper. Hier finden Sie 7 Hintergründe zu Entstehung und Werk, die Sie (vielleicht) noch nicht wussten:

1) Internationaler Dauerbrenner

Startenor Jonathan Tetelman ist am 10.12.2023 als Rodolfo in der Dortmunder Bohème zu Gast (© Agentur).

Giacomo Puccinis Oper La Bohème ist eine der beliebtesten Opern aller Zeiten – mehr noch: Zusammen mit Mozarts Zauberflöte und Bizets Carmen führt sie bis heute die alljährliche Aufführungsstatistik der deutschen Opernhäuser an. Und sogar weltweit zählt sie regelmäßig zu den drei meistgespielten Werken des internationalen Opernrepertoires – und ihre Hauptpartien wie Mimì oder Rodolfo gehören zum Standardrepertoire der größten Sänger. (Hinweis: Am 10.12.2023 ist der international gefeierte Startenor Jonathan Tetelman einmalig als Rodolfo in La Bohème an der Oper Dortmund zu erleben.)

2) Wettlauf mit der Zeit

Ruggero Leoncavallo, Center de Musique Mediane pour Vikipedia

Puccinis La Bohème basiert auf dem seinerzeit überaus populären Roman Scènes de la vie de bohème, einer eher losen Geschichtensammlung aus der Feder des französischen Schriftstellers Henri Murger. Der Roman war zu Puccinis Zeit derart beliebt, dass sich auch der Komponist Ruggero Leoncavallo – zeitgleich mit Puccini – an eine Vertonung dieses Stoffes machte, was zu einem erbittert geführten Wettstreit zwischen den beiden, bis dahin eigentlich befreundeten Musikern führte, der letztlich sogar in eine offene Feindschaft ausartete. Puccini brachte seine Version als Erster und mit nachhaltigem auf die Bühne, derweil Leoncavallos Werk bereits kurz nach seiner Uraufführung der Vergessenheit anheimfiel.

3) Streit um jedes Wort

Plakat zur Uraufführung von La Bohème (1896).

Dass Puccini ein begnadeter Komponist war, dürfte wohl hinlänglich bekannt sein. Doch auch abseits seines musikalischen Genies war er ein Mann, der das Theater verstand und folglich ganz genau wusste, was auf der Bühne funktionieren würde und was nicht. Hierdurch kam es nicht selten zu erbitterten Wortgefechten zwischen ihm, seinem Verleger Giulio Ricordi und seinen jeweiligen Textdichtern – so auch im Falle der Bohème und den beiden daran beteiligten Librettisten Luigi Illica und Giuseppe Giacosa, die im Büro des Verlegers so manchen Zornesausbruch des Komponisten über sich ergehen lassen mussten. Seiʼs drum: Dem Endprodukt scheint das aufbrausende Temperament Puccinis glücklicherweise nicht geschadet zu haben.

4) Puccini der Bohemien

Bekannt für seine stets adrette Erscheinung: Komponist Giacomo Puccini (1908).

Mit dem Einsetzen seiner ersten Erfolge als Komponist pflegte der ansonsten stets adrett auftretende Puccini in seiner Freizeit das eher legere Dasein eines Bohemiens. Zusammen mit einer Clique aus befreundeten Nachwuchskünstlern – Malern, Musikern und Schriftstellern – kaufte er sich in der Nähe von Torre del Lago eine verfallene Hütte, in der man in den abgetragensten Kleidern herumlief, gemeinsam trank, Karten spielte und einander Witze erzählte. Hölzerne Tische und Bänke wurden angeschafft, einige Mitglieder der Gruppe verzierten die Wände mit eigenen Zeichnungen, von der Decke hingen Würste herab und die Fenster wurden mit algerischen Wandgehängen dekoriert, die man zuvor auf dem Flohmarkt erstanden hatte. Der Klub hatte sich hierdurch offiziell konstituiert und bekam von den Freunden kurzerhand einen passenden Namen verliehen: Klub La Bohème.

5) Ein Akt zu viel?

Autograph aus Puccinis Bohème-Partitur.

Der ursprüngliche Textentwurf zu La Bohème von Librettist Luigi Illica sah eigentlich eine Opernhandlung in 5 Akten (statt der schlussendlich realisierten 4 Akte) vor. In diesem – zwischen dem dritten und heute finalen vierten Akt eingeschobenen – Kapitel sollte unter anderem die schrittweise Entfremdung des Paares Rodolfo/Mimì geschildert werden, das sich darin jeweils anderen Liebschaften zugewendet hätte. Durch den ohnehin recht episodenhaften Charakter der letztlich von Puccini auskomponierten Akte fällt diese inhaltliche „Lücke“ heute allerdings dramaturgisch kaum ins Gewicht.

6) Sündiges Treiben

Der Kostümentwurf von Adolfo Hohenstein zeigt die Sängerin Cesira Ferrani als Mimì (1896).

Heute betrachten wir Puccinis Oper vorrangig als eine romantisch verklärte Liebesgeschichte mit tragischem Ausgang. Vielen Zeitgenossen galt La Bohème jedoch als anstößig und geradezu unmoralisch. Tatsächlich rügten einige Kritiker, dass darin ganz offensichtlich von den beiden Liebenden Rodolfo und Mimì auch ohne Trauschein die „Ehe vollzogen“ wurde, was das eher prüde gestimmte Opernpublikum der damaligen Zeit teilweise schockierte.

7) La Bohème in Kino, TV & Musical

Die Szene aus der Simpsons-Folge The Homer of Seville zeigt Protagonist Homer in der Rolle des Rodolfo (© 20th Century Studios).

Puccinis Oper besitzt bis heute – auch jenseits der Opernbühne – einen großen Einfluss auf die Populärkultur: Die Handlung des Kino-Blockbusters Moulin Rouge von Regisseur Baz Luhrmann aus dem Jahr 2001 orientiert sich stark an Puccinis Oper; in der US-amerikanischen Zeichentrickserie The Simpsons gibt es eine Folge (Staffel 1 / Episode 402), in der sich Serienprotagonist Homer als Opernsänger versucht und dabei in der Rolle des Rodolfo aus La Bohème reüssiert; und sogar die Broadway-Sensation RENT aus dem Jahr 1996 geht direkt auf Puccinis Oper zurück, wobei Komponist und Autor Jonathan Larson für seine Musical-Adaption die Handlung des Stückes vom Paris der 1890er-Jahre in seine eigene Gegenwart überführte. (Kurzer Tipp am Rande: RENT steht ab dem 30.09.2023 ebenfalls auf dem Spielplan der Oper Dortmund.)

Titelbild: © Björn Hickmann

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